Urteilskriterien
Urteilen ist so etwas wie die „Königsdisziplin“ im Wirtschafts- und Gemeinschaftskundeunterricht. Wir unterscheiden in ein Sach- und ein Werturteil. Während im Sachurteil Urteile möglichst mit dem Anspruch einer Tatsachenbeschreibung gefällt werden sollen, werden im Werturteil subjektive, moralische Maßstäbe angelegt. Hier zählt deine persönliche, subjektiv gefärbte Meinung.
Als Beispiel möchte ich hier die Frage nach einem Lockdown bei Corona anführen. Um die Frage zu beantworten: „Sollen die Coronamaßnahmen verschärft werden?“, werden beispielsweise folgende Urteilskriterien abgewogen: Wirtschaftlichkeit und Gesundheit.
Zuerst zu einem Sachurteil. Du könntest zu folgendem Urteilen kommen: Ein Lockdown ist unwirtschaftlich und würde ökonomischen Schaden anrichten (Urteilskriterium: „Wirtschaftlichkeit“). Durch eine Schließung der Wirtschaft würde es zu massiven Ein Lockdown würde jedoch auch dazu führen, dass die Gesundheit von vielen Menschen geschützt wird (Urteilskriterium: „Gesundheit“).
Das ist natürlich stark verkürzt und müsste noch mit Beispielen unterlegt werden. Außerdem können hier noch mehr Urteilskriterien und Argumente angeführt werden, z.B. das Kriterium der Verhältnismäßigkeit. Aber hier möchte ich ja nur einen kurzen Einblich in Sachurteile geben. Eine Vertiefung von Urteilen machen wir dann im Unterricht.
Nun zum Werturteil: Hier kommt es darauf an, welches Kriterium für dich selbst das wichtigere ist. Dazu musst du deine eigene persönliche Meinung darlegen und erklären, warum z.B. ein Urteilskriterium für dich selbst besonders stark ist, wie du zu dieser Einschätzung kommst oder welche Kriterien dem zu Grunde liegen. Und? Wie ist deine Meinung zur obigen Frage? Das wäre dein Werturteil.
Wie stark man die Kriterien gewichtet, hat unterschiedliche politische Auswirkungen. In den USA oder Brasilien wird diese Frage z.B. zu Gunsten der Wirtschaftlichkeit entschieden, in Deutschland wird der Aspekt der Gesundheit stärker berücksichtigt.